Michael Oehme: Der geschlossene Fonds als Auslaufmodell?

Wirtschaft und Industrie

„Während ein nicht unerheblicher Teil der Anbieter von geschlossenen Fonds am Tagesgeschäft festhält und versucht, möglichst viel Umsatz für die derzeit in der Platzierung befindlichen Fonds für sich zu gewinnen, wird aus meiner Sicht kaum realisiert, dass der für Sommer 2013 geplante AIF nur noch wenig mit dem typischen geschlossenen Fonds von heute zu tun hat“, sagt Michael Oehme, Fondsexperte und Kommunikationsberater bei der Sankt Gallener DocuWare AG.

In der Tat geht es bei der Diskussion über die Umsetzungen im Zusammenhang mit der AIFM-Richtlinie um mehr als die Fragen, ob und unter welchen Voraussetzungen künftig noch Fonds als „Ein-Objekt-Fonds“ oder „Multi-Asset-Fonds“ aufgelegt werden dürfen, wie hoch der Fremdfinanzierungsanteil sein darf, und welche Investitionsgegenstände überhaupt noch in der Positivliste stehen. Dies wäre an sich schon ein so weitreichender Eingriff, dass die Existenz vieler Häuser in Frage stände. Vielmehr macht Chefanalyst Wolfgang Kubatzki von Feri EuroRating Services AG zu Recht in einem Cash-Beitrag darauf aufmerksam, dass der Gesetzgeber überhaupt nicht an den geschlossenen Fonds mit seinen unternehmerischen Ausrichtungen gedacht habe, als er sein umfangreiches Papier verfasste, sondern vielmehr eine völlig neue Anlageklasse sähe.

„Künftig, so Kubatzki, geht es nicht mehr darum, dass jemand ein Objekt kauft, einen Prospekt erstellt und dann Eigenkapital einsammelt. Stattdessen wird die Fähigkeit, eine wirkliche Anlagestrategie zu entwickeln und eine solche Strategie mit einem aktiven Portfolio- und Risikomanagement umzusetzen, die entscheidende Rolle spielen. Folgerichtig dürften die Fonds der neuen Generation überwiegend eher „Blindpools“ mit ziemlich genau festgelegten Anlagestrategien sein.“

Inwiefern dies noch mit gesteigertem Anlegerschutz in Einklang zu bringen ist, mag man dahingestellt sein lassen. Marktteilnehmer gehen davon aus, dass viele diesen Prozess nicht überleben. Die hat insbesondere mit den erheblichen organisatorischen und finanziellen Anforderungen zu tun, die an die AIF-Manager gestellt werden. So ist bis heute noch nicht klar, welche Rolle eigentlich die Konsortialbanken bei den geschlossenen Fonds spielen sollen? Käme es so weit, dass diese in Geschäftsbelange der Anbieter eingreifen können, wären zumindest die Tage der bankenunabhängigen Anbieter gezählt, die „ihre“ geschlossene Fonds als alternative Finanzierungsinstrumente begreifen. Folglich wird eifrig an Alternativen wie Genussscheinen, Anleihen bzw. Asset-Bonds oder auch Lebensversicherungen gearbeitet.

Aber kann dies wirklich die Lösung sein? Immerhin hat sich die KG-Beteiligung über mehr als 20 Jahre bewährt und half, dem innovativen Entwicklungsdrang der Bundesrepublik nicht selten auf die Sprünge. Ohne geschlossene Fonds hätte es keine Chance gegeben, die deutsch/deutsche Wiedervereinigung in der Immobilienwirtschaft so schnell und effektiv umzusetzen. Ohne geschlossene Fonds wäre Deutschland nicht Innovationsweltmeister bei den Erneuerbaren Energien. Und auch der internationale Schiffsverkehr sähe heute ganz anders aus, wenngleich die Anbieter von Containerschiffen und deren Anleger unter dem Rückzug der Banken aus den Finanzierungsgeschäft leiden. Dennoch wird der Versuch, die geschlossenen Fonds alter Couleur zu retten, nur von mäßigem Erfolg gekrönt sein. Die politische Stimmung spricht nicht gerade dafür und ein zahnloser Branchenverband versteht sich eher als Konservierer von Bankeninteressen. Einfach so geschlagen sollten sich die oft mittelständisch strukturierten Anbieter aber auch nicht geben.

Weitere Informationen unter http://www.docuware-ag.ch

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